In den letzten Jahrzehnten wurde die Wohnungsversorgung vermehrt dem Markt überlassen. Das Problem von steigender Nachfrage und sinkendem Angebot an preiswertem Wohnraum besteht heute mehr denn je. Es existieren jedoch effektive Strategien der Wohnungspolitik, um diesem Mangel entgegenzuwirken.
Auch nach den Jahren des Immobilienboom ist das Thema Wohnungsmangel ein gesellschaftliches Dauerthema. Vereinfachende Ursachenzuschreibungen, wie der Hinweis auf hohe Flüchtlingszahlen, helfen nicht weiter. Als Ursache des Wohnungsmangels wird vorwiegend die zu geringe Bautätigkeit benannt, es gibt jedoch mehrere Gründe, berichtet die Katholische Hochschule Freiburg: Seit etwa zehn Jahren steigt die Bevölkerungszahl in Deutschland, insbesondere in prosperierenden Regionen und Großstädten. Gesellschaftliche Entwicklungen, wie die Ausweitung urbaner Lebensstile, der Trend zu kleinen, mobilen Haushalten und häufigeren Wohnortswechseln, sind der beruflichen Flexibilität geschuldet. Damit steigt die Anzahl der Haushalte insgesamt, die mehr Wohnungen nachfragen.
Dass der Wohnungsbau dem steigenden Bedarf nicht mehr nachkommen kann, hat auch mit der vergleichsweise langen Vorlaufzeit zwischen Bauentscheidung und Nutzungsübergabe zu tun. Auch die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen für Bauprojekte, wie Finanzierung, Zinsentwicklung, Klimaanpassungen und Wohnbedarfe erschweren die Anpassungen zwischen Nachfrage und Angebot.
Es gilt, die Rahmenbedingungen für preisgünstigen Wohnraum zu verbessern. Dafür steht ein aktives Flächen- bzw. Grundstücksmanagement der Kommunen an, das mit Nachverdichtung und einer dichteren urbanen Bauweise zu mehr Wohnfläche beitragen kann. Mit dem Einsatz von Vorkaufsrechten zum Ankauf von Grundstücken können Kommunen ihr Flächenportfolio erweitern und Wohnbebauung gestalten.
Prof. Dr. phil. Martin Becker, Professor für Stadt- und Quartiersentwicklung plädiert außerdem für die Wiedereinführung der Gemeinnützigkeit von kommunalen, genossenschaftlichen und anderen nicht gewinnorientierten Wohnungsgesellschaften. Mit dauerhafter Bereitstellung und Erhalt öffentlich geförderter und öffentlich verwalteter Wohnungsbestände, ließe sich eine nachhaltige Wirkung erzielen, wie es in anderen europäischen Staaten, wie z.B. Österreich und Frankreich, schon länger der Fall ist.
(Grafik: © Jarmoluk, Pixabay)