Dem hohen Bedarf an Wohnungen steht in Deutschland kein ausreichendes Angebot gegenüber. Der Wohnungsneubau wird auf absehbare Zeit auch keine Abhilfe schaffen können. Stark gestiegene Baupreise und hohe Hypothekenzinsen sind für viele unbezahlbar geworden. Abstriche bei den Wohnwünschen sind die Folge.
Wer derzeit eine neue Wohnung braucht, muss möglicherweise umdenken. Viele Interessenten können sich Immobilieneigentum unter den neuen Finanzierungsbedingungen nicht mehr leisten. Sie suchen stattdessen eine Wohnung zur Miete. Dadurch steigt die ohnehin schon große Mietnachfrage in den Städten weiter und zieht Mietsteigerungen nach sich.
Schon im Bau oder noch in der Projektphase befindliche Bauvorhaben werden derzeit verzögert oder sogar gestoppt, weil sie nicht mehr finanzierbar sind. Aus einer Umfrage des ifo Instituts geht hervor, dass 14,3 Prozent der Unternehmen im Februar abgesagte Aufträge meldeten, nach 13,6 Prozent im Januar. Das ist ein Desaster, weil Neubauten die Lage entspannen könnten. „Im Mittel sind die Auftragsbücher zwar immer noch gut gefüllt, aber etliche Unternehmen klagen bereits über einen Auftragsmangel“, sagt ifo-Forscher Felix Leiss.
Die Zahl der Baugenehmigungen sank Anfang 2023 auf einen absoluten Tiefststand: Im Januar 2023 wurden in Deutschland 21.900 Wohnungen genehmigt. Das waren laut statischem Bundesamt 26,0 Prozent oder 7.700 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahresmonat. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Baugenehmigungen kontinuierlich. Im Januar 2010 lag sie noch bei monatlich 12.200, erreichte im Dezember 2019 den Höhepunkt von 42.000, um danach auf 21.900 Tausend im Januar 2023 abzufallen. Diese Entwicklung läuft den Zielen der Bundesregierung deutlich zuwider, die ursprünglich 400.000 neue Wohnungen pro Jahr anstrebte.
Eine neue Difu-Studie zeigt, dass Kommunen zunehmend städtebaurechtliche Instrumente einsetzen, um dem Wohnungsmangel zu begegnen. „Diese anspruchsvolle Aufgabe braucht einen langen Atem (…) und nicht zuletzt innovative Bauherren“, kommentiert Difu-Projektleiterin Ricarda Pätzold. Eine schnelle Lösung ist derzeit wohl eher nicht in Sicht.